Unterwegs im Wadi Rum oder ein Fuchs kann immer kommen

Nachdem wir noch einen ganz faulen Tag im Hotel in Eilat verbrachten, ging es dann am nächsten Morgen mit dem Taxi in Richtung jordanische Grenze. Dass zwischen Israel und Jordanien nur auf dem Papier ein Friedensvertrag existiert, konnte man irgendwie spüren. Die Formalitäten dauerten eine ganze Weile, obwohl wir uns das Visum für Jordanien bereits in Deutschland besorgt hatten. Endlich in Jordanien angekommen, wurden wir sehr herzlich empfangen. Zusammen mit zwei US-Girls teilten wir uns ein Taxi in Richtung Wadi Rum.

Die erste Nacht verbrachten wir zunächst knapp außerhalb des Wadis in dem wunderschönen Wüstencamp Bait Ali. Der letzte Luxus vor der Wüste (Dusche und ein richtiges Bett). Ursprünglich war für den nächsten Morgen ein Flug mit dem Heißluftballon geplant. Der Pilot verschob den Termin allerdings auf den nächsten Tag. So musste unsere 3-Tage-Wadi-Rum-Safari leicht geändert werden. Für unseren Guide Khalid stellte das aber kein Problem dar. Völlig unkompliziert sprach er sich mit dem Ballonpiloten per Handy über die genaue Vorgehensweise ab und wir vertrauten auf alles Weitere. Gleich vorab: Wir wurden nicht enttäuscht.

Nachdem wir den Jeep mit den nötigen Lebensmitteln für die nächsten 2,5 Tage beladen hatten, fuhren wir drei dann endlich ins Wadi. Khalid zeigte uns Quellen, alte Inschriften der Nabatäer und Araber und was die Wüste sonst noch so zu bieten hatte. Hier ein paar durchaus imposante Fakten:
Das Wadi Rum ist das größte Wadi in Jordanien. Seine Felswände bestehen aus Sandstein und Granit. Die Landschaft entstand vor ca. 30 Mio. Jahren. Durch geologische Verwerfungen entstand ein gewaltiger Riss, der neben dem Wadi Rum den Jordangraben, den Golf von Aqaba und das Rote Meer schuf. Durch Erosion wurde der rote Sandstein, der auf einem Sockel aus grauem Granit steht, zu den jetzt sichtbaren bizarren Formen geschliffen.

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Um die Mittagszeit suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und macht eine ausgedehnte Ruhepause, die mit Tee und etwas zu Essen begann. Die Temperaturen waren einfach zu hoch (ca. 40 Grad) um sich zu bewegen. Nach der Pause zeigte Khalid uns noch ein paar besonders schöne Stellen. Unter anderem eine mehr oder weniger verborgene Höhle mit einer Quelle. Dort wuchs ein Baum mit Wüstenfeigen. Die Früchte sind nicht so groß wie "normale" Feigen und schmecken etwas bitterer, sind aber trotzdem sehr lecker! Anschließend steuerten wir dann das Lager für die Nacht an. Es bestand aus Zelten, einer gemauerten Küche und Toilette. Für ein "Beduinencamp" der totale Luxus. Während wir auf einer vom Lager etwas abseits gelegenen Sanddüne den Sonnenuntergang beobachteten, bereitete Khalid das Abendessen vor. Es bestand aus einem superleckeren "Hähnchen-mit-Reis-und-Gemüse"-Gericht und natürlich Tee. Auf dem Rückweg von unserem "Sundowner-Cruise" sahen wir einen Wüstenfuchs. Eines der wenigen größeren Säugetiere, die in diesem Klima überleben. Er hatte uns schon lange vorher entdeckt und tapste in sicherer Entfernung an uns vorbei. Im Vergleich zum heimischen Fuchs, haben Wüstenfüchse ein eher gräulich-bräunliches Fell und längere Läufe.

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Selbst in der einsamsten Wüste bewahrheitet sich Papa Tigges’ Satz: “Fuchs kann immer kommen.” Smiley mit geöffnetem Mund

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Bilder von unserem Lager.

Auf die Nächte in der Wüste hatten wir beide uns schon im Vorfeld sehr gefreut und wir wurden nicht enttäuscht. Unter einem wolkenfreien Sternenhimmel zu liegen, absolute Stille zu genießen und dabei nicht zu frieren, lässt vermutlich jeden Stadtmenschen so richtig zur Ruhe kommen. Der nächste Tag fing für uns dann schon um 5:30 an. Der verschobene Ballonflug stand an. Khalid fuhr uns wieder ins Wadi Rum Village, wo ein Taxi auf uns wartete. Wir sammelten noch vier weitere Gäste ein und fuhren dann auf eine große Fläche, ideal für einen Heißluftballonstart. Da der Pilot nur mit insgesamt 4 Personen gerechnet hatte und der Ballon für lediglich 5 Passagiere ausgelegt ist, musste einer unten bleiben. Ein junges Mädel meldete sich sofort freiwillig und wirkte dabei sichtlich erleichtert, nicht mit einsteigen zu müssen. Sie passte dafür auf unser Gepäck auf. Die Fahrt über das Wadi war atemberaubend. Aufgrund der Windverhältnisse sind wir zwar nicht allzu weit gekommen, aber die Aussicht war fantastisch. Dennoch war ich etwas erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Mit 196cm Körperlänge ist man zum einen mit dem Gasstrahler mehr oder weniger auf einer Höhe (man kommt sich teilweise vor wie ein Hähnchen auf dem Grill) und zum anderen reicht der Rand des Korbs gerade mal bis zu Hüfte. Ein echt doofes Gefühl in 4000 Fuß Höhe.

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Bilder von unserer Ballonfahrt.

Nach dem Frühstück im Dorf ging es dann wieder ins Wadi. Eine Wanderung stand auf dem Plan. Khalid führte uns zum angeblich höchstgelegenen, freistehenden Natursteinbogen überhaupt. Nach knapp 2 Stunden Kletterei waren wir schließlich oben. Bei den Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit, wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt. Die Mittagszeit verbrachten wir dort oben mit Tee, ein paar Leckereien aus der Dose und einem Schläfchen im Schatten. Nach dem Abstieg fuhren wir noch ein wenig durchs Wadi und steuerten schließlich wieder das Lager an. Auch die zweite Nacht war wieder sternenklar und wir genossen sie unter freiem Himmel. Am dritten und letzten Tag stand ein Kamelritt auf dem Plan. Khalid fuhr uns zu der Stelle, an der uns ein befreundeter Beduine mit seinen drei Kamelen erwartete. Jeder bekam sein eigenes "Wüstenschiff" und so schaukelten wir gemeinsam durch das Wadi. Zunächst wurden Julija's und mein Kamel noch an das Leitkamel angebunden, das änderte sich aber schon nach der ersten Pause. Ziemlich schnell zeigten sich die Eigenschaften unserer behöckerten Vierbeiner. Julija hatte ein gut zu lenkendes Kamel, das aber recht gefräßig war und hin und wieder mal an einem Strauch einen Happen fraß. Mein Kamel war eher faul und störrisch. Ständig musste es angetrieben werden, damit es nicht stehen blieb. Nach der obligatorischen Mittagspause wurde getauscht und ziemlich schnell stellte sich ein weiterer Unterschied heraus: Der Komfort der Sättel. Auf diesem Sattel konnte ich überhaupt nicht gut sitzen und so wurde das letzte Drittel der Kamelreise eine wahre Belastungsprobe für Hinterteil und Adduktoren. Wie Julija vorher gut drei Stunden darauf einigermaßen bequem sitzen konnte, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Trotz allem hat es uns beiden viel Spaß gemacht.

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Im Dorf angekommen, verabschiedeten wir uns von allen Beteiligten und fuhren mit dem Taxi nach Petra. Dort tauschten wir das Wüstenlager gegen einen 5 Sterne Palast mit allem Schickimicki. So wie wir aussahen und rochen, ein Wunder, dass sie uns überhaupt reingelassen haben. Die anschließende Dusche machte aus uns wieder vorzeigbare Menschen. Fotodokumentarisch haben wir das allerdings nicht festgehalten. :-) Den restlichen Abend genossen wir auf der schicken Dachterrasse bei einem kühlen Drink, einer Wasserpfeife und traditioneller Musik. All das weiß man nach so einem Wüstentrip ohne jeglichen Komfort erst so richtig zu schätzen.

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Kommentare (2)
Hallo
2 Sunday, 10 July 2011 12:28
Margret und Wolfgang
Hallo ihr Beiden,
immer wieder wunderschön eure Reise ewas mit zu erleben.
Wir wünschen euch einen schönen Sonntag und grüßen aus der Heimat.
Bis bald,
Margret und Wolfgang
Feigenbaum
1 Friday, 08 July 2011 12:08
Almira
Nananana, Ihr habt doch wohl nicht wirklich die paar Feigen von dem Baum verzehrt? Wir durften das nicht - könnt`ja jeder kommen!?
Prima, dass die Ballonfahrt hinter Euch ist - ha!Aufatmen!